Jugenderholungsheim Endlerkuppe
Ottendorf, Deutschland
Beschreibung
Im Jahr 1927 erwarb eine Gesellschaft rund 170.000 m2 Land mit einem darauf befindlichen Einfamilienhaus. Die Kosten dafür beliefen sich auf 22.500 Reichsmark (RM). Am 27. Juni 1928 erfolge die Grundsteinlegung des ersten Jugenderholungsheimes im Land. Eingerahmt von Granit, Basalt, Sandstein und viel Grün auf einer Anhöhe 370m über dem Meeresspiegel gelegen, bot es später genügend frische Luft und Ruhe für die Jugend, welche hier einkehren würde. Bis zum Wintereinbruch war bereits das Hauptgebäude fertig eingedeckt (Zentralbau mit Saal). Die Pläne des Heimes hatte der Architekt B. D. A. Kurz Bärbig entworfen, welcher auch die Leitung des Baus übernahm. Das Heim war der „arbeitenden Jugend“ gewidmet, sodass diese sich körperlich wie auch geistig entfalten und erholen könne, ähnlich einem Ferienlager.1

Das Heim nach Fertigstellung – Quelle: 1
Der Aufbau sollte nicht als Anstalt sondern ein Heim werden. Die Baumassen wurden bewusst niedrig gehalten und in sich abgeschlossen. Ein großer Heimhof bildet den Mittelpunkt der Anlage. Hier fanden Spiele und Unterhaltung statt. Zwei Belegungsflügel für Jungen oder Mädchen mit Arkadengängen an den Längsseiten und dem großen Speise- bzw. Festsaal in der Mitte umgeben den Hof. Auf der anderen Seite ist der Hof offen und bildet dort eine Art Balkon zum abfallenden Gelände. Der Heimhof war mit natürlichen Baumwuchs bestanden. Neben dem Saal befinden sich die Wirtschaftsgebäude und die Unterbringungen des Personals wie Helfer-/innen, Heimleiter und Heizer. Angrenzend auch der Wirtschaftshof. Durch die Verlagerung wurde Lärm vom Innenhof und den Bewohnern fern gehalten. Bis auf Brüstungsmauern, die Bereiche in sich sanft schlossen, gab es keinerlei Abgrenzung zur Umgebung. Dies förderte den freien und ungezwungenen Charakter des Heims.1
Das Heim nahm Mädchen und Jungen auf. Zwanzig Jugendliche mit einem Führer oder Führerin bilden eine Gruppe. Jungen- wie auch der Mädchenflügel enthielten Räumlichkeiten für vier solcher Gruppen. Es war also Platz für insgesamt 80 Mädchen und 80 Jungen plus deren Betreuer. Die Räumlichkeiten waren hier entsprechend aufgeteilt.
Jede Gruppe hatte im Untergeschloß Wasch- und Baderäume, im Erdgeschoss Tagesräume und im Obergeschoss ihre Schlafräume. Die zugehörigen Wirtschafts- und Nebenräume waren diesen Räumen beigeordnet. So lagen im Keller vor den Waschräumen, weitere Räume für die Schuhreinigung und Kofferaufbewahrung, im Erdgeschoss vor den Tagungsräumen die Gaderoben und Spielgeräteräume und im Obergeschoss vor den Schlafräumen die Führerzimmer, Räume für Reinigungsgerät und Reservezimmer.1
Zwei Gruppen benutzten immer eine Treppe, an der in jedem Geschoss zu beiden Seiten die weiss getäfelten Klosettanlagen zu finden waren. Im Untergeschoss befand sich pro Flügel jeweils noch ein Werkraum, mit Werkzeug für Holz, Metal und Papierbearbeitung. Die Waschräume waren im übrigen mit 21 Waschstellen (Siebeneck mit Wasserhähnen), fünf Duschen und zwei Wannen ausgestattet. Das Unterschoss war in Weiss gehalten und trotz dessen Lage recht Hell und offen, durch viele Fenster. Das Erdgeschoss war verkleidet mit Holz und beinhaltete eingebaute Schränke, welche heute noch zu finden sind. Jeder Jugendliche hatte hatte seinen eigenen Garderobenschrank, ähnlich einem heutigen Spind. Die Schlafsäle im Obergeschoss waren durchgehend, konnten jedoch zu Räumen mit zwei Betten, sogenannte Kojen, durch Vorhänge abgetrennt werden. So wurde ein „Kasernen-Stil“ vermieden, jedoch konnte man jederzeit auch gemeinschaftlich Zeit verbringen. Jede Koje hatte zudem noch Nachtische integriert. Modern: Alle Räume lagen an gemeinsamen, senkrechten, selbsttätigen Lüftungskanälen. Ähnlich, wie man es heute von einer Klimaanlage kennt.1
Am Kopfende des Mädchenflügels befand sich die Heimbücherei. Sie hatte Platz für tausend Bücher und viele Zeitschriften. Der große Einbauschrank für die Bücher ist heute noch zu sehen. Ebenso war am großen Fenster ein Schreibtisch mit Schreibkojen eingebaut. Die Bücherei hatte auch einen Kamin, für lauschige Geschichten am Abend. Gegenüber, im Jungenflügel, lag stattdessen das Aufnahmebüro und das Arbeitszimmer des Heimleiters.1
In der Mitte der Anlage, im Haupthaus, lag der große Speise- und Festsaal. Die Belegungsflügel schließen sich an diesen Innen sowie Außen an. Im Saal wurden die Speisen gemeinsam eingenommen. Diese wurden aus der rechts vom Saal angrenzenden Küche serviert. Links vom Saal lag noch eine Terrasse, welche vom Saal aus betreten werden konnte.1
Für festliche Gelegenheiten, Spiele, Aufführungen und Vorträge, enthielt der Saal eine große Bühne mit Verdunkelungs- und Beleuchtungseinrichtungen. Es stand ein Flügel bereit und ebenso war ein Projektor für Filmvorführungen vorhanden. Im Obergeschoss befand sich noch ein Gymnastiksaal mit einer kleineren Bühne. Über dem Saaleingang konnte noch ein Konferenzzimmer bzw. Unterrichtsraum mit dazugehörigen sanitären Anlagen genutzt werden. Unter dem Haupthaus befand sich im Untergeschoss noch die Räume für die Zentralheizung, Warmwasserbereitung, Brennstofflager, Umspannstation und diverse Räume der Wäscherei.1
Unter dem Wirtschafsflügel welcher sich vom Saal aus rechts Hinten befindet, waren die Vorratsräume, Kühlraum, Wäschekammer, Heizerwohnung und eine Garage. Im Erdgeschoss des Wirtschaftsflügels befand sich die zweiteilige Zuputz- und Kochküche, Anrichte und Speisenausgabe und Aufwaschküche. Ebenso findet sich hier der Speiseraum des Personals. Im Obergeschoss befand sich die Wohn- und Schlafunterkunft der Angestellten und die Wohnung des Heimleiters.1
Gegenüber des Wirtschaftflügels auf der anderen Seite des Saales befand sich der Turmflügel. Dieser trug im obersten Geschoss einen Wasserbehälter. Das Wasser für diesen wurde von zwei Kolbenpumpen in einer 1km entfernten Mühle hier her gepumpt. Die Zimmer darunter waren einbettige Ferienzimmer und eine Dunkelkammer zum entwickeln von Fotoaufnahmen. Der Turm besaß zudem eine Aussichtsplattform mit einem phantastischen Ausblick.1
Übersichtskarte

Ankunftsbereich
Arbeitszimmer des Heimleiters
Heimhof
Eingangsbereich
Erdgeschoss: Fest- und Speisesaal
Obergeschoss: Gymnastiksaal
Bühne
Küche
Wirtschaftshof
Obergeschoss: Wohnung des Heimleiters
Obergeschoss: Angestellten Unterkunft
Untergeschoss: Heizer Wohnung
Terrasse
Heimbücherei
Treppenaufgang
Treppenaufgang
Treppenaufgang
Treppenaufgang
Erdgeschoss: Verbindungsflur
Obergeschoss: Konferenzzimmer
Wendeltreppe zum Gymnastik-Raum und Projektor-Zimmer
Wendeltreppe zum Gymnastik-Raum und Konferenzzimmer
Arkadengang
Arkadengang
Mädchen-Flügel: Vier Gruppen á 21 Personen
Jungen-Flügel: Vier Gruppen á 21 Personen
Mauer
Aufnahmebüro
Kein Bild
Erdgeschoss: Künstler- und Referentenzimmer
Obergeschosse: Turmzimmer und Wassertank
Dach: Aussichtsplatform
Angestellten Speiseraum, Waschküche, Vorratskammern
Obergeschoss: Projektorraum
Der Mauszeiger kann in der Karte über die Zahlen bewegt werden, um eine Beschreibung einzublenden. Auf Geräten mit Touch-Bildschirm, lassen sich die Zahlen mit dem Finger antippen (auf kleineren Bildschirmen wird stattdessen eine nummerierte Tabelle angezeigt).
Bildfusion: Damals und Heute
Weitere Geschichte
Das Heim wurde nach 1933 ein Lager des Bundes Deutscher Mädel. Der Bund Deutscher Mädel (BDM) war in der Zeit des Nationalsozialismus der weibliche Zweig der Hitlerjugend (HJ). Darin waren im Sinne der totalitären Ziele des NS-Regimes die Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren organisiert.
Unbelegt ist die Behauptung, dass hier auch der Lebensborn e.V. gewirkt haben soll. Der Lebensborn e. V. war im nationalsozialistischen Deutschen Reich ein von der SS getragener, staatlich geförderter Verein, dessen Ziel es war, auf der Grundlage der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Gesundheitsideologie die Erhöhung der Geburtenziffer „arischer“ Kinder herbeizuführen.
Nach 1946 wurde das Heim als SED-Parteischule genutzt und 1989 in Treuhandeigentum überführt. Seit 1990 steht das Heim leer. Nutzungskonzepte, z.B. als Hotel, wurden bisher keine Umgesetzt.
Kommentar
Unser absolutes Lieblingsobjekt: So ruhig und idyllisch in einen der schönsten Regionen des Landes. Viel Inhalt bietet es leider nicht mehr und es ist schade, dass es nur vor sich hin vegetiert. Das Gebäude hat es uns so angetan, dass dieser Artikel sehr genau recherchiert ist und vielleicht auch jemanden neugierig macht, der sich ebenso in das Objekt verliebt und es zu altem Glanz erhebt. Vielleicht wird es eine Jugendherberge, so wie früher. Oder ein Hotel. Wir würden sehr gern daran mitwirken. Im Traum jedenfalls, ist alles schon fertig eingerichtet und mit frischer Farbe versehen. Sogar bis in den Artikel hat es Sie schon geschafft, wo sonst Artikel nur Schwarz und Weiss gehalten sind. Ein Farbkleks der Hoffnung vielleicht? Wir freuen uns auf deine Kommentare!
Galerie
Kommentare
Quellen
1. Festschrift (Gedrucktes Dokument, Nr. 18)
Bearbeitung
03.06.2013
05.03.2021
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